Helix Feed für es'hail-2

Praxiserfahrungen und Messungen

Bei komplexen Dingen wie einem Duoband-Feed braucht man einige Zeit um Erfahrungen zu sammeln. Viele Versuche und Fehlschläge sind erforderlich um etwas zu lernen. Hier meine Aufzeichnungen:

Senden und das eigene Signal zurückhören:

ich habe den POTY einfach mit der Helix ausgetauscht. Um einen direkten Vergleich zu haben wurden die Pegel vorher notiert.

Hier die Ergebnisse, das LNB ist das gleiche, ein Diavolo-Twin von Megasat, das ganze in einem 120cm Spiegel. Achtung: die Leistungsangaben sind nicht gemessen, nur geschätzt, aber egal, es kommt mir nur auf den Vergleich an:

  POTY Patch Feed [dB] Helix [dB]
CW Bake über Rauschen +40 +40
eigenes Signal, zurückgehört, Pegel über Rauschen. SSB Signal (CW Träger ist viel stärker):
TX Pegel 1W +20 +23
TX Pegel 3W +25 +28
TX Pegel 6W +29 +32

die Tabelle zeigt keine wirlich gemessenen genauen Werte, sondern sind anhand der Anzeige im Spektrum geschätzt. Es sollte also niemand mit seiner eigenen Antenne vergleichen !

Trotzdem kann man gut erkennen wie die Helix im Vergleich zur POTY abschneidet, sie ist ca. 3dB stärker, also doppelt so laut. Das ist eine richtig gute Nachricht, denn damit brauche ich für DATV eine deutlich kleinere PA als geplant.

 

Empfang:

Dass der Sender um fast 3dB besser geht als beim Poty ist in meiner Offset-TV Schüssel zu erwarten gewesen. Wie schneidet aber der Empfang ab, welchen störenden Einfluß hat die Helix auf den LNB?

Dies läßt sich nicht anhand des Bakensignals am NB-Transponder feststellen. Man braucht dazu erheblich mehr Messwerte, vor allem der Transponder-Noise sowie das MER der DATV Bake sind gute Indikatoren für die Empfangsqualität. Damit habe ich folgende Messreihe gemacht
(alle Angaben in dB). Achtung: der MER Wert schwankt stark und ist nur vergleichbar wenn der Transponder frei von Signalen ist und bei vergleichbarar Wetterlage.

 

Helix in der Mitte, genau über dem LNB

ohne Helix Helix seitlich
  Abdeckung mit nassem Müllsack Abdeckung mit Haube aus PETG ganz ohne Abdeckung nur LNB im Helix-Reflector überdeckt LNB nur zu 15%
Transponder Noise: 3,5 3,7 4,3 6,1 4,6
CW-Bake: 37 37 38 39 38
eigenes Signal (bei 3W): 39 39 40 --- 39
DATV Bake MER: 4,2 5,6 6,6 7,8 7,0

diese Werte zeigen folgendes:

Abdeckung: kann dramatische Dämpfung haben, vor allem wenn sie undicht und nass ist. Trockene Müllsäcke haben keinerlei messbaren Einfluß, vorausgesetzt das Material ist geeignet. Die 3D gedruckte Haube aus PETG hat eine hohe Dämpfung, wir werden es mit PP nochmal versuchen, dieses soll besser geeignet sein.

Helix in der Mitte vom LNB: die Dämpfung des Empfangssignals kann man nur als katastrophal bezeichnen. Fast -2dB beim Transponderrauschen und 1,2 dB Verlust beim DATV MER, das ist richtig viel. Aber: das ganze ist Jammern auf hohem Niveau und vor allem für DATV relevant. Für reinen SSB Betrieb am NB Transponder sind diese Werte völlig belanglos. Ob ein SSB Signal ein oder 2 dB stärker oder schwächer ist spielt keine Rolle. Merkbar ist es jedoch bei einem DVB-S2 Signal, hier kann es den Empfang bereits verhindern.

Helix seitlich vom LNB: positioniere ich die Helix an der Seite vom LNB, sodass sie nur mehr ein kleines Stück abschattet, so wird das Empfangssignal etwas besser, jedoch nicht sehr viel. Beim Senden fehlte nur ca. 1dB. Um den Einfluß der Helix auf den LNB fast vollständig zu vermeiden ,musste ich die Helix ca. 6cm aus der Mitte verschieben: LNB Außenkante und Helix-Wicklung also ca. 2cm Abstand, dann war so gut wie kein Einfluß mehr zu messen. Bei so goßem Versatz aus der Mitte verliere ich aber über 3dB Sendepegel, brauche also die doppelte Leistung. Damit bin ich im TX auch nicht mehr besser als ein Poty Patchfeed.

wie geht es weiter:

Poty: guter Empfang, man verliert aber 50% an Sendeleistung welche am Offsetspiegel seitlich vorbeistrahlt.
Helix: optimales Sendesignal, schwacher Empfang.

Im SSB Betrieb am NB-Transponder ist das eigentlich alles völlig egal. Beide Antennen funktionieren einwandfrei. Bei der Helix brauche ich etwas weniger Leistung, aber auch das ist egal, die 5 Watt sind da, und wenn es auch mit 3W geht, ists auch schön, macht aber keinen Unterschied.

Für den DATV Betrieb am WB-Transponder braucht man viel Leistung, diese ist schwierig zu erzeugen, daher sollte die Antenne so gut wie möglich sein damit man mit der geringst möglichen Leistung zurecht kommt. Das spricht eindeutig für die Helix. Auch sollte die Schüssel korrekt ausgeleuchtet sein. Ein Abstrahlen von hoher Leistung an der Schüssel vorbei kann evt. zu EMVG Problemen führen und ist zu vermeiden. Auch das spricht für die Helix.

Im Empfang verliert man beim wichtigen MER über 1dB. Das kann schon entscheidend sein um ein DATV Signal dekodieren zu können.

Nach meinen heutigen Überlegungen werde ich folgendes machen:

Für die Clubstation DL0ZW: einen Poty Patchfeed, da hier nur SSB gemacht wird.

für die eigene Station: eine Helix, wobei ich noch Experimente machen werde ob der Drahtdurchmesser RX und TX beeinflusst. Hier überwiegt der Vorteil des besseren Sendesignals. Sollte ich beim DATV Empfang Schwierigkeiten haben, so kann ich das immer noch durch eine größere Schüssel ausgleichen.

Versuche mit dem Drahtdurchmesser:

Im Baubericht habe ich Anmerkungen zum Drahtdurchmesser gemacht und verschiedene Informationsquellen beschrieben.

Trotzdem blieb einige Unsicherheit und ich musste testen welchen Einfluß der Drahtdurchmesser tatsächlich hat. Zunächst hatte ich die Helix mit einem Installationsdraht DM 3,5mm (knapp 10mm²) gebaut und die Empfangswerte (Transponderrauschen und DVB-S2 MER) notiert. Danach wurde die Helix mit einem 2mm (3,14mm²) Trafo-Lackdraht neu gewickelt. Am Abgleich hat sich nicht viel geändert und der Neuabgleich war schnell erledigt.

Sowohl das Transponderrauschen als auch die MER stiegen um ca. 0,5dB. Die geringere Abschattung durch den dünneren Draht ist also messbar und merkbar geringer.

Aber wie verhält es sich beim Senden ? Das Sendesignal war genauso gut wie zuvor mit dem dicken Draht, keinerlei Unterschied messbar. Bei einem ähnlichen Versuch hat DG8FAC mit einem Wärmebildgerät die Verluste bei hoher DVB-S2 Sendeleistung gemessen und zwar Verluste in Kabel und Steckern festgestellt, jedoch keinerlei Verluste in einer Helix mit 2mm Drahtdurchmesser.

Einen noch dünneren Draht habe ich nicht mehr getestet, jedoch war das Ergebnis eindeutig: Bis hinunter zu einem Drahtdurchmesser von 2mm konnte ich keinen Unterschied im Sendesignal feststellen und werde daher bei diesem Draht bleiben.

Versuche mit Abdeckhauben:

nach einigen Versuchen mit verschiedenen Materialien hat sich DH5RAE auf das Drucken mit einem PP-Filament (Polypropylen) eingelassen. Dieses Material ist schwierig zu drucken, hat jedoch ideale elektrische Werte wie der Vorabversuch mit einem PP-Joghurtbecher ergeben hatte.

Die Ergebnisse sind überzeugend. PP hat offensichtlich gar keine Dämpfung. Im Vergleich zur abgenommenen Haube konnte kein Unterschied gemessen werden. Gäbe es eine Dämpfung, so ist diese unter 0,1 dB.

So sieht die fertige Haube aus (anklicken zum Vergrößern):