Umbau einer Huber&Suhner Weiche

Antennenweichen von Huber&Suhner aus den 90er Jahren waren extrem teuer und hochwertig. Ich glaube die Preis lagen bei 1-2000 € das Stück. Heute werden diese Weichen in den Internetauktionen für knappe 50 € gehandelt, ich hatte eine für 29 € erstanden.

Obwohl diese Weichen manchmal für einen Frequenzbereich von 430-450 MHz angegeben sind, können das viele leider nicht. Bei 428 MHz ist Schluss womit sie für das 70 cm AFU Band nicht einsetzbar sind.

Seriennummer:

Obwohl alle Versionen optisch völlig identisch aussehen, haben sie elektrische Unterschiede:
Am Ende der Seriennummer steht .0001 oder .0002, diese Zahlen sind entscheidend !

.0001 : Diese Weichen lassen sich nur bis 428 MHz abgleichen. Auf diese Weichen bezieht sich die folgende Umbaubeschreibung

.0002 : Diese Weichen lassen sich bis 440 MHz abgleichen, daher müssen sie NICHT umgebaut werden. Sie sind daher erste Wahl, sind jedoch nur schwer zu bekommen.

Umbau einer Weiche .0001:

Voraussetzung für den Umbau ist etwas handwerkliches Geschick sowie ein guter Analysator mit mindestens 100dB Dynamikbereich. Wer darüber nicht verfügt muss sich einen OM suchen der so ein Gerät hat. Ich habe den Umbau an einer einzigen Weiche durchgeführt. Ob es bei anderen Huber&Suhner Weichen genauso klappt kann ich natürlich nicht sagen.

Als erster Schritt müssen die Unmengen von kleinen Kreuzschlitzschrauben geöffnet werden. Und zwar NUR diese, die anderen Schrauben, die goldenen und die großen, läßt man unverändert. Gut wer einen kleinen Akkuschrauber hat, sonst ist das kaum zu schaffen.

Nach dem Öffnen nimmt man den Deckel vorsichtig ab. Der Deckel sieht von innen so aus:

Man legt den Deckel vorsichtig beiseite. Jetzt sehen wir uns das Unterteil an:

In jedem der 12 Filtertöpfe befindet sich ein Pilz aus versilbertem Aluminium.
Die obere Fläche der Pilze bildet zum Deckel eine Kapazität. Und genau hier liegt das Problem, diese Kapazität ist zu groß und daher ist die Frequenz der Weiche zu tief. Mit den Einstellschrauben läßt sich dieser Frequenzversatz nicht mehr korrigieren, hier muss direkt an den Kondensator-Pilzen Hand angelegt werden.

Dazu werden zunächt die Kunststoffhülsen entnommen.

Zunächst habe ich versucht die Pilze abzuschleifen, man sieht das im folgenden Bild an der raueren Oberfläche. Leider hat das zu nichts geführt, man müßte viel zu viel abschleifen, das schafft man nicht. Also mußte eine andere Methode her.

Die zwei kleinen Bohrungen in den Pilzen brachten mich schließlich auf die richtige Idee. Ich habe diese zwei Löcher mit einem 10mm Bohrer angesenkt und die Weiche dann wieder vermessen. Die Frequenz stieg um fast 2 MHz. Da wir aber gut 6 MHz höher hinauf müssen habe ich weiter Löcher gebohrt und gesenkt. Das folgende Bild zeigt dass jeder Pilz jetzt 6 Bohrungen hat, welche hier jeweils mit einem 12mm Bohrer gesenkt wurden.

Später hat sich herausgestellt das das schon grenzwertig ist, aber gerade noch geht. Wenn ich es nochmal machen würde, so würde ich 7 Bohrungen pro Pilz vorsehen, was das Abstimmen der Weiche noch einfacher machen würde.

Im folgenden Bild sind 6 Pilze fertig umgebaut, Die rechten kommen als nächstes dran.
endlich sind alle Pilze fertig gebohrt und gesenkt. Wie gesagt, ich würde empfehlen eher 7 Bohrungen vorzusehen. Das ganze ist keine Präzisionsarbeit und läßt sich mit normalem Bastlerwerkzeug gut machen. Ob ein Loch ein Stück mehr innen oder außen sitzt ist völlig egal. Danach die Grate mit feinem Schleifpapier entfernen und die Weiche mit Druckluft sehr sauber ausblasen, es dürfen keine Späne in der Weiche verbleiben !!!
Alle Kunststoffhülsen wieder einstecken. Den Deckel aufsetzen und die Schrauben wieder einschrauben.
Nach dem Zusammenbau muss die Weiche natürlich noch abgeglichen werden.

Zum Abgleich löst man die Kontermuttern der goldenen Schrauben. Aber NUR die Schrauben, welche in die Pilze eintauchen. Die Schrauben zwischen den Töpfen läßt man unberührt !!!

An einem Spektrumanalyser mit Trackinggenerator oder einem Netzwerkanalyser stellt man der Frequenzgang am Bildschirm dar. Wegen der guten Qualität dieses Filters sind nur Analysatoren mit einem Grundrauschen unter -100dB geeignet. Mit einfacheren Geräten (wie zB dem NWT oder ähnlichem) kann man diese Weiche nicht abgleichen.

Dann verdreht man die 6 Schrauben der sechs Töpfe einer Seite solange, bis eine saubere Kurvenform gefunden ist. Wenn ich die Weiche so auf den Tisch stelle, dass die Stecker zu mir zeigen, so ist der Filterteil mit der niedrigeren Frequenz links. Man stellt also die sechs linken Töpfe so ein, dass die Durchlassfrequenz bei ca. 430 bis 432 MHz liegt, ab spätestens 437 MHz sollte die volle Dämpfung erreicht sein.

Die rechte Filterseite wird auf die höhere Frequenz eingestellt, also ca. 438 bis 440 MHz Durchlass und unter ca. 434 MHz sollte die volle Dämpfung erreicht sein. Mit etwas Geduld ist das ganz gut machbar.

Bei sauberem Abgleich schafft man Dämpfungswerte besser -95dB bei Durchlasswerten um die -1dB.

Danach kontert man diese Schrauben wieder.

Die Schrauben zwischen den Filtertöpfen dienen zur Korrektur der Impedanz. Man schließt z.B. einen Sender über ein SWR Meter an die rechte Filterseite an und schließt das Filter in der Mitte mit einer Dummyload ab. Dann korrigiert man diese Schrauben auf minimales SWR. In der Regel gibts da aber kaum was zu tun.

Die folgenden Diagramme von einem HP Analyser zeigen, dass der Umbau erfolgreich war. Die Weiche ist jetzt optimal für Relais im 70cm AFU Band einsetzbar.

Nachtrag von Bernd, DL3FAF:
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Bild zum Vergrößern anklicken.

Bernd hat 8 Bohrungen mit 3mm gemacht und 7 davon mit 12mm gesenkt.

Dieses war ideal ! Die Abstimmung der Weiche war gut zu machen und die Einstellschrauben befinden sich ungefähr in der Mitte. Diese Art der Bohrungen scheint optimal zu sein.

Das Bild links zeigt in Großaufnahme die Weiche, eine saubere Arbeit.

Weiterer Nachtrag:
Die Pilze kann man auch abschrauben indem man ein Hilfsmittel in die beiden Bohrungen steckt und aufdreht. Danach kann man die Pilze etwas abdrehen und wieder einsetzen. Wieviel man abdrehen muss ist uns derzeit nicht bekannt.